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Als ich einfuhr in das Heilige Land, wurden meine Vorstellungen übertroffen. Sofort hinterm Schlagbaum begann das Chaos. Der Weg viel zu eng, ein Heer von Menschen, Gestank, Lärm und Dreck, Geschäft an Geschäft. Zwischen den Geschäften ein Büro, in dem jemand nach ausfüllen von Papierkram mir einen Stempel in den Pass haute, um mich dann 150m weiter zum blau/weissen-Schild auf der rechten Seite zu schicken.

Kurz vor diesem trommelte einer wie wild an die Tür. Ich sollte sofort stoppen und aussteigen. Dies getan hatte ich auf einen Stuhl platz zu nehmen und die Frage zu beantworten, wo ich denn hin wollte. Diese beantwortet, durfte ich wieder einsteigen, um die 30m zum blau/weissen-Schild weiter zu fahren. Dort befand sich wieder ein Freigelassener, der auch wieder versuchte die Tür einzubeulen.

Mammut stand schräg auf dem Weg, da ich gerade ein Motorrad ausweichen wollte, musste aber so von mir stehen gelassen werden. Ich folgte dem wichtigen Herren in Büro Nr.: 2 um die Carnet des Passages noch abstempeln zu lassen und hatte mich dort wieder hinzusetzen. Durch eine Glastür sah ich nun wie draussen die Hölle ausbrach, denn kein Fahrzeug passte mehr an Mammut vorbei.

Ich hätte ihn gern an die Seite gefahren aber der Herr liess das nicht zu. Bis hier und nicht weiter und dabei sollte es bleiben. Ein paar Händler räumten ihre Stände weg, damit sich die LKW an Mammut vorbei quetschen konnten und ich wartete darauf, dass der erste in ihn reinfuhr. Wie durch ein Wunder kam es aber nicht dazu.

Die Durchsuchung war mit einem Blick ins Fahrzeuginnere erledigt und so schlängelte ich mich durch die Menge und an den entgegenkommenden Fahrzeugen vorbei, mit Schrittgeschwindigkeit ins Land hinein.










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Dort überraschte mich am Strassenrand eine Autowäsche, deren Besitzer auf Kundschaft wartete. Für 300,-RP wollte er mit seinem Sohn den Dreck von 14Ländern und 5Monaten Fahrt von Mammut schrubben und das sollte er auch tun. Mit Hilfe eines Kompressors pumpte er das dafür benötigte Wasser aus einem Graben, wo es auch wieder hin zurückfloss. Er besorgte noch schnell eine Colaflasche voll Sprit und begann seine Mammutaufgabe.

Geschätzte 3Stunden saß ich auf meinem Hocker und sah dem Schauspiel zu. Mit emsiger Eifrigkeit polierte er das Gefährt und auch ein kleiner Mann half dabei tüchtig mit. Zur Dankbarkeit gab es anschließend eine große Packung Kekse für den Kleinen und 500,-Rupees Lohn für den Großen.









Die Sonne war an diesem Tag kaum zu sehen und sie machte auch schon sehr früh Feierabend, so dass ich auf einem einsamen Tankstellengelände anschließend den Tag für beendet erklärte. Ich gönnte mir noch eine kleine Flasche Fusel und eine Tüte Nüsse dazu, die aber wohl schon zu lange abgelaufen waren, denn alles kam wieder raus.

Ich übergab mich geschätzte Zehnmal und war am nächsten Tag noch krank davon. So blieb ich zur Erholung auf dem Gelände stehen, genervt von der Dorfjugend, die ständig an Mammut trommelte. Erst als ich ihnen eine Schachtel Kippen gab, mit der Androhung den nächsten der ans Blech klopft den Arm zu brechen, hatte ich endlich Ruhe. Der frische Jasmintee aus Tibet half mir bei der Heilung.

Am 03.12. 2014 machte ich mich dann gesund wieder auf, in Richtung Varanasi, nachdem ich noch für 0,73€/L vollgetankt hatte. Es waren nur noch ca. 80km bis Varanasi zu fahren, also ca. zwei Stunden auf indischen Strassen. Doch weit gefehlt!

Nach nur zwanzig Kilometern gab es in einer kleinen Stadt eine Sperre, natürlich ohne Umleitungsschilder. Ich probierte die nächstbeste Strasse und landete in einer schmalen Gasse. Markstände mussten mal wieder beiseite geräumt, Stromleitungen gesichert werden, damit Mammut passieren konnte. Eine gefühlte Ewigkeit später, standen wir wieder vor der Sperre. Da dieser Weg also im Kreis führte, die Nerven für einen neuen nicht ausreichten, fuhren wir auf dem gekommenen erst einmal wieder aus der Stadt.

Die Karte studiert war klar, es gab eine Möglichkeit die Stadt zu umfahren, ohne einen großen Umweg zu machen. Da auch das GPS damit einverstanden war und die LKW-Kolonne dies noch zusätzlich bestätigte, nahmen wir Kurs auf. Nur fehlte mal wieder die „Strasse“ auf der Hälfte der Strecke und so polterten wir in einer Staubwolke durch ein Gelände, das in Deutschland nicht einmal für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben worden wäre.





Die Hitze war selbst im Dezember noch unerträglich, der Staub verstopfte jede Pore und nahm einen die Sicht. Auch in Indien war Linksverkehr, doch fuhren auch hier fast alle mitten auf der Fahrbahn. Seinen gesunden Menschenverstand konnte man zu Hause lassen, besser irrational denken oder einfach nur instinktiv handeln. Ich musste hunderten Attentätern jeden Tag entkommen.




So hielt ich an einer Einengung des Weges, um die entgegenkommenden Irren erst einmal  passieren zu lassen aber die Fußballfeld große Lücke reichte ihnen nicht aus, Dummheit auf Rädern. Ich setzte noch ein Stück zurück, damit mir keiner in die Fahrerkabine knallte. Kurz darauf knallte es aber an der Fahrertür. Ein Kerl stand davor, schrie wie wild und fuchtelte mit seinen Armen herum.

Ein Blick nach hinten zeigte mir sein Motorrad samt Frau im Dreck liegen, er war wohl zu dicht aufgefahren und ich hatte ihn mit zurückgeschoben. Ich sollte aussteigen und mit ihm den Schaden begutachten, was ich sofort verneinte. Um ihn etwas einzuschüchtern, brüllte ich aus vollem Halse. Zeigte nach vorne und gab ihn zu verstehen, dass ich nichts anderes hätte tun können und ihn in den Spiegeln ja auch nicht sehen konnte. Der letzte LKW passierte die Enge und ich düste los.

Es gab zwei Hoffnungen: sein Motorrad ist defekt oder er könnte mit der Frau auf dem Rücksitz nicht schneller fahren als ich (sie sitzen in Asien mit Kleid ja überwiegend seitwärts drauf). Eins von beiden schien eingetroffen zu sein, denn er holte mich nicht mehr ein.

Es war schon der Zweite! Ich stand mit Mammut zuvor auf einer Strasse und neben uns in der anderen Fahrtrichtung auch ein LKW. Ein Motorradfahrer versuchte zwischen uns durchzukommen, blieb aber stecken. Erst als ich losfuhr und es übelst laut knallte, sah ich ihm im Rückspiegel. Keine Ahnung was ihm passiert war, in Nepal hatte ich ja gelernt, einfach weiter zu fahren. An Mammut konnte ich am Tag darauf zum Glück keine Beschädigung feststellen.




Nicht viel später erreichte ich jedenfalls die angepeilte Autobahn oder Schnellstrasse, die direkt nach Varanasi führte. Eine kleine Zuwegung brachte mich auf die zweispurige Bahn, die mich als Geisterfahrer in die falsche Richtung schickte. Mit einem PKW wäre es kein Problem gewesen schnell zu wenden aber nicht mit Mammut. So fuhr ich noch ca. einen Kilometer mit dem Tod im Auge den Fahrzeugen entgegen ehe ich eine Einbuchtung für einen größeren Wendekreis nutzen konnte. Dann wieder 4km zurück um auf die andere Fahrbahnseite zu kommen, denn ich fuhr nun den Fahrzeugen zwar nicht mehr entgegen aber dafür in die falsche Richtung.

Über vier Stunden hatte ich für die knapp 80km gebraucht, war nun auf einer Schnellstrasse unterwegs und fuhr auch in die richtige Richtung, ich gab Gas. In Gedanken versunken schon auf dem Ganges schippernd, weckte mich aber plötzlich ein entsetzlich lauter Knall. Dem LKW direkt vor mir war ein Hinterreifen geplatzt, der mir in Fetzen entgegen geflogen kam. Dank Zwillingsbereifung, konnte sich der Fahrer aber noch an die Seite retten und alles ging gut aus. Schon kurz darauf überquerte ich den heiligen Fluss, bis ich vor einer Mautstelle zum stehen kam.

Damit ich nicht noch mehr Zeit verlor gab ich auf, als der vierte Knaller versuchte meinen deutschen Fahrzeugschein zu entziffern. Sie wollten mir einfach nicht glauben, dass Mammut ein PKW und kein LKW wäre, obwohl man das doch nun eindeutig hätte sehen können und so zahlte ich die 180,- statt nur 55,-Rupees, es hätte ja klappen können. Kein Kilometer weiter führte ein Sandweg von der Fahrbahn ab, den ich nutzte, um mich nicht noch weiter vom Fluss zu entfernen. Dort wurde ich mit wilden Armbewegungen empfangen, ein LKW passe nirgends durch und so ging es für uns nur Rückwärts wieder zurück auf die Bahn.

Mammut parkte ich darauf direkt an den Fahrbahnrand und trat den Weg zu Fuß an, überquerte die vier Fahrbahnen und fand schon bald ein paar TukTuks. Der Ort meines Interesses am Ganges im Kern der Stadt, lag ca. 10km von dort entfernt. Die Fahrer waren auch alle bereit mich dort hin zu bringen aber keiner von ihnen auch wieder zurück. Es waren drei Stunden vor Sonnenuntergang, Mammut nicht gerade in der sichersten Gegend geparkt und ich so ziemlich in Zeitnot. Gut dachte ich, irgendwie kommst du schon wieder zurück und wir fuhren für vereinbarte 200,-Rupees los.

Mitten im Gewimmel der Stadt hielt der Fahrer plötzlich an und erklärte mir, dass seine Genehmigung nur bis zu dieser Querstrasse reichen würde und es von dort aus ja auch nicht mehr weit bis zum Ganges wäre. Ich dachte ich spinne, war aber machtlos. Die Zeit lief, eine Rikscha kam. Bring mich dort hin, sagte ich und tippte mit dem Finger auf meine Karte. Er nickte, fuhr los und hielt schon nach 200m wieder an. Die gleiche Begründung wie die des TukTuk-Fahrers. Wir standen auf einer Kreuzung und er zeigte mir die Richtung, in die ich musste, er aber nicht durfte. Enttäuscht blickte er auf die 20,-Rupees von mir, als mich von der Seite ein junger Kerl ansprach.

Er könne mit seiner Rikscha in die von mir gewünschte Strasse fahren, was er auch für 50,-Rupees machen würde und er sollte es tun. Diesmal waren es bestimmt ganze 300m und er hatte auf diesen sein Gedächtnis verloren. Der festen Überzeugung doch 100,-Rupees mit mir vereinbart zu haben und so nicht die Hälfte meines Scheins wieder herausgeben zu müssen, kam sein Gedächtnis erst wieder, als ich unerwartet laut „Police“ schrie. Darauf kam ein Kerl hinzu und fragte nach meinen Wünschen. Mit ihm vereinbarte ich dann für 350,-Rupees eine einstündige Bootstour auf dem Ganges, für mich ganz allein und ca. 2km Fahrt.

VARANASI:






Mein Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Auf einem Ruderboot aus Holz gleiteten wir bei schönstem Wetter und untergehender Sonne lautlos den Ganges entlang. Der angeheuerte Junge machte seinen Job gut und liess sich Zeit beim Rudern, mein Vermittler störte die Stille nur, wenn es etwas zu erklären gab. Fast kam ich mir vor wie auf dem Niel, wo ich solch „romantische Stimmung“ schon genossen hatte.

Nun war ich aber in Indien und hier wurden im gleichen Augenblick auf der einen Seite des Flusses Leichen verbrannt. Dies noch vor den Augen der Greisen, die auf den Balkonen der umliegenden Hospitale standen und nach unten auf ihr kommendes Schicksal blickten. Entlang der anderen Flussseite, führte unsere Fahrt vorbei an mit Steinen beschwerten Toten, deren Glieder in Ufernähe aus dem Wasser ragten, vor denen wieder trauernde Angehörige saßen. Nicht ganz so romantisch wie in Afrika.
















Nachdem ich auf die untergehende Sonne verwies und deutlich machen konnte, dass mir die Sorge um mein Fahrzeug in diesem Moment mehr beschäftigte, als die Heilige Stadt mit Heiligen Menschen am Heiligen Fluss, legten wir nach zwei Stunden, statt nach vereinbarter einer Stunde, wieder an. Natürlich waren nun 700,-Rupees fällig und ein Tip für den Jungen, der mit 10,-Rupees sehr gering ausfiel, da ich nur noch große Scheine hatte. Als mein Vermittler mich dann noch in sein Geschäft locken wollte, was höchstens zwei Minuten dauern sollte, wurde ich laut.

Es war schon dunkel und ich sah Mammut aufgebrochen und ausgeräumt bildlich vor mir. Beleidigt das Geschäft des Vermittlers nicht besuchen zu wollen, beschrieb er mir darauf nur noch den Weg zurück zur Brücke, an der Mammut stehen sollte und er mich zuvor noch mit seinem Moped bringen wollte. Wieso rechts rum, ich bin doch von links gekommen, fragte ich ihn. Dann wäre es wohl eine andere Brücke und nicht die an der Autobahn von der ich erzählt hätte, antwortete er. Oh shit! Wo ist Mammut?

Ein Freund von ihm kam hinzu und versuchte zu helfen. Ich verstand fast kein Wort, nur irgendetwas von „Assi“ blieb in meinem Hirn hängen. Die Faxen dicke, drückte ich dem Vermittler einen Hunderter in die Hand, worauf er noch beleidigter wurde. Da ich nun aber nicht mehr mit seinem Moped mit durfte, bräuchte ich mein restliches Geld für ein TukTuk, erklärte ich ihm kurz und rannte los. Ungefähr wusste ich ja, woher ich gekommen war aber das waren immerhin über 10km und dies bei Tageslicht.

Wie es mir aber schon so oft auf Reisen ging, kommt irgendwoher die helfende Hand. In dieser lag diesmal ein Schlüssel und im Menschengewirr der engen Gassen konnte ich die dazu gehörende Stimme kaum vernehmen. „Guy I need help and not Marihuana!“ sagte ich hörbar zu ihm. Es war zwar dort nicht verboten zu konsumieren aber nicht gerade das, was ich in meiner Situation gerade brauchte. Aber nein, erwiderte er, ein TukTuk würde er fahren, wenn ich gerade eins bräuchte. Mein Körper erstarrte! Er sprach Englisch und hatte ein Fahrzeug, wo kam der auf einmal her?

In so einer heiligen Stadt wie Varanasi, in nächtlicher Stimmung, war das schon etwas unheimlich. Sein Weg führte uns in eine kleine Tiefgarage für ca. 10 Fahrzeuge. OK dachte ich, doch Drogen, drauf reingefallen. Nein, da stand es zwischen den PKW, ein einzelnes TukTuk.

Ich erklärte ihm, dass ich zu einer Brücke müsste, die ich mit meinem LKW überquert und kurz darauf eine „fee“ bezahlt hätte, kurz dahinter würde er stehen und auf mich warten. Aus seiner Antwort vernahm ich nur so etwas wie „Assi-bridge“ und war erfreut „Yes, yes, that's right, lets go!“ und wir knatterten los. Diesmal nicht für 200,- sondern 300,-Rupees aber das war mir völlig egal, es hätten auch 400,- sein können.

Im Gestank vom brennenden Müll, von dem sich Rinder wie Hunde und anderes Getier der Stadt ernährten, düsten wir durch staubige Gassen vorbei an etlichen Garküchen und Gemüsehändlern. Nichts erkannte ich wieder aber die Richtung schien zu stimmen. Eine Stunde wilde Fahrt lag hinter uns, als wir die Mautstelle erreichten und kurz darauf auch diese passierten. Wo war aber Mammut? So ein Mist, wir konnten uns nur auf der falschen Seite befinden. Nachdem wir geklärt hatten, auf welcher wir uns vom Ganges befanden, war dies auch bestätigt.

Nun jagten wir im Dunkeln mit dem TukTuk die zweispurige Schnellstrasse entlang. Zwei Spuren in jede Richtung und suchten nach einer Überquerung. Hannuman der Fahrer fand sie, in Form eines zerbrochenen Bordsteins am Mittelstreifen. Diese war ca. 1,5m breit und Hannuman postierte sein Gerät abschussbereit quer zu den Fahrbahnen.

Er schon über den ersten Bordstein hinweg, hing ich noch im Heck sitzend auf der Fahrbahn und wurde von den heran düsenden Fahrzeugen immer in der letzten Schrecksekunde umkreist. Irgendwann kam eine Lücke und Hannuman schoss über die zwei anderen Fahrbahnen, zwischen den von Attentätern gesteuerten LKW hindurch.

An den Rand gerettet, brachte er sein Gefährt in Fahrtrichtung und jagte mit mir zurück an die Mautstelle. Wie eine Ameise unter Elefanten kam ich mir in dem TukTuk vor, das die Riesen überfahren wollten. Ich musste lachen, hatte ich mir noch keine zwei Stunden zuvor Sorgen um mein Hab und Gut gemacht. Schön war es wieder zu erkennen was wirklich zählt und wichtig ist, das Leben selbst. In diesem Moment war ich eigentlich schon am Ziel dieser (meiner) Reise.

Wir fanden Mammut unversehrt vor und in voller Dankbarkeit umarmte ich Hannuman, drückte ihm 500,-Rupees in die Hand und wünschte seiner Frau, den fünf Kindern und natürlich ihm, alles Glück und Liebe dieser Erde. Hatte ich in dieser Stadt doch eine Erleuchtung ohne Glauben erfahren, die ich hin und wieder brauche, um noch existieren zu können. Sie gab mir meinen Verstand zurück, der so oft in einem Leben umgeben von Konsumrausch und belanglosem Geplärre verloren geht.

Ich sprang nach zwei Minuten wieder aus der Kabine und konnte Hannuman noch im letzten Augenblick stoppen. Wir fuhren zurück, rein nach Varanasi, wussten wir doch nun wo Mammut stand. Im Restaurant des neuen Hotel „Lazawab“ liessen wir uns nieder. Hannuman war etwas verunsichert, denn er durfte dort als armer Bürger dieser Stadt eigentlich nicht rein. Nur durch meine Begleitung (dem Ausländer) war dies möglich. Auch die Bedienung verhielt sich erst zögerlich, worauf ich ein ernstes Gespräch mit dem Chef führte und ihm das Geld dann doch etwas wichtiger wurde, als ihre Sitten.

Wir probierten uns durch die indische Küche mit der da zugefügten Erläuterung von Hannuman. Dank ihm erfuhr ich nicht nur viel über die Stadt, sondern über ganz Indien, den dort zusammen lebenden Religionen und deren Geschichte. Ich erledigte noch ein paar Einkäufe und wir fuhren zusammen durchs nächtliche Leben von Varanasi zurück zu Mammut. Hannuman gab ich noch etwas mehr Rupees für die Familie mit und wünschte nicht nur in diesem Augenblick, die Welt wäre eine gerechtere.

Dies war ein Tag am und auf dem Heiligen Ganges.

Sollte jemand einen guten englischsprachigen TukTuk-Fahrer in Varanasi brauchen, ruft ihn bitte an, er kennt meinen Namen.
Hannuman: 99 36 43 65 32 außerhalb von Varanasi die (0) vorwählen!

Ab dem 07.12.2014 wurde es heiß in Indien. Der Himmel war wieder klar und gab der Sonne freie Sicht. In einem kleinen Dorf hielt ich, um an einen Brunnen meine Wasserkanister zu füllen. In Sekunden hatte sich eine Traube Menschen um mich gebildet, die erstaunt den weißen, blonden Typen betrachtete. Wie immer, fingen sie sofort an Fotos von mir zu machen.

Auf meiner Reise wurden definitiv mehr Bilder von oder mit mir gemacht, als ich sie von den Menschen gemacht habe. Ich meine hunderte, jeden Tag zu jeder Zeit. Selbst auf die Aufnahmen von ganzen Schulklassen bei Besichtigungen von Tempeln oder so sollte ich mit rauf. Darunter waren auch Klassen aus China oder Thailand. Beim Essen, Tanken, Einkaufen...

Ein alter Farmer half mir jedenfalls aus der Traube Menschen und lud mich dazu ein, meine Kanister auf seinem Hof zu füllen, wo er eine elektrische Pumpe hatte. Dies wie so oft nur mit Handbewegungen und Mimik erklärt. Ich nahm die Einladung gerne an und sein Sohn half mit seiner Frau sogar noch dabei mit. Wir brauchten so nur Minuten dafür und Indien begann mir immer mehr zu gefallen.

Dieses Land hat nicht nur viele Menschen, Kühe, Affen und Papageien, diese übrigens in zauberhaften Farben, sondern auch jede Menge Paläste und Tempel. Da ich 6Monate durch das Land reisen wollte, hatte ich genug Zeit um ein paar von den hunderten zu besichtigen.

Es muss jedenfalls eine Vielzahl Wahnsinniger gehabt haben, dieses Land, die auf Kosten anderer solch Menge Irrsinn errichten lassen haben. Alleine für den Bau des Taj Mahal wurden 20.000Leute herangezogen. Ein riesiger Marmorklotz für nichts. Drinnen liegen zwei verweste Leichen, die eines Mannes und die einer Frau, der König und seine Gattin, mehr nicht. Wer mir erzählen mag, dass es den Leuten Arbeit und damit Geld gab, der frage sich, wo das Geld für den Bau denn herkam oder beginne mit der Schule noch einmal von vorne.

Sogar die Schriftzeichen oder Blumenmuster am Klotz sind aus Marmor, der schwarze stammt aus Belgien. Intarsien heißt es bei Holz, wie es bei Stein genannt wird, weiß ich nicht. Was mich dennoch zu solch abscheulichen Spiegelungen der Macht führt, ist die Faszination an dieser Handwerkskunst.


Wie schon in China (Tibet), so in Nepal und auch in Indien gab es aber noch eine andere Handwerkskunst zu bewundern. Nach alter Tradition wurde dort in liebevoller Handarbeit der Kuhdung zu immer gleichgroßen formschönen Stücken verarbeitet.









In Khajuraho befinden sich Tempel, die durch sexistische Abbildungen an ihnen weltberühmt wurden. Der sie erbauen liess hatte acht Frauen, von denen keine schwanger wurde. Vielleicht benutzte er ja damals schon Schafdärme oder so. Dorthin machte ich mich auf den Weg und sah unterwegs schon ein schöneres Gesicht von Indien, die Flora und Fauna. Die Fahrt ging durch einen Dschungel mit vielen Affen und Teebäumen aber auch wieder überwiegend auf schlechten Pisten.





Der Schlosser:




  Der Friseur:










Zu den schönen Gesichtern von Indien zählen aber auch die Küche oder wer es wie ich heiß mag, das Klima. Ich übernachtete an einem See, über dem am Abend der größte Vollmond empor stieg, den ich je in meinem Leben gesehen hatte. Am 08.12.2014 erreichte ich Khajuraho und da ich Mammut mit Susi vor den Toren der Stadt zurückgelassen hatte, erkundete ich für rund 6,-€ mit einem Scooter die Gegend.


KHAJURAHO:













Ohne Störungen in freier Natur genächtigt, ging es weiter nach Orghha um einen Palast und einen Tempel zu besichtigen.




Um 11:00Uhr dort gelandet, wollte ein Platzwärter 200,-RP Parkgebühren von mir. Der Betrag war aber per Hand auf den vorgedruckten Zettel geschrieben und so riss ich ihm den Block aus der Hand.

Gedruckt standen dort 20,-RP drauf und ich gab ihm seinen ausgefüllten Zettel wieder zurück. Hole von mir aus die Polizei aber ich zahle gar nichts, sagte ich zu ihm. Nach einigem hin und her erklärte ich mich freiwillig dazu bereit ihm 100,-RP zu geben, was ich auch tat. Er sollte auf Mammut aufpassen und ich wusste in Indien zukünftig auf mein Geld aufzupassen.


ORGHHA:




Die historischen Gebäude in Orghha sahen schon ziemlich übel aus, sie waren dem freien Zerfall ausgesetzt. Auch wenn der Eintrittspreis für Ausländer das 25fache, also ganze 2400% mehr, als für Inder kam, wird das Geld wohl nicht für eine Restauration verwendet und die Gebäude so nicht mehr lange besichtigt werden können.


Der Palast:















Der Tempel:





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Noch ein paar Bilder aus Orghha:








Bollywood:




In Datia fand ich keinen Parkplatz und landete mal wieder in Gassen wie im Mittelalter. Nach geschätzten zwei Stunden Millimeterarbeit ging es weder vor noch zurück. Ich hatte versucht eine größere Strasse zu finden, landete aber immer in noch engeren Passagen. Ein Polizist kam herbei und holte Mammut da raus. Er lief vor uns her und liess alles wegräumen oder wegfahren, was uns im Wege stand.

Selbst als wir wieder freie Fahrt hatten, lief er noch vorweg und befahl erst später einen TukTuk-Fahrer ihn mitzunehmen. Ich fuhr ihm hinterher und er brachte uns zu einem geeigneten Platz für Mammuts Größe. Ohne ihn hätte es schlecht ausgesehen.



DATIA:






Spät am Abend landeten wir dann in Gwalior. Auf der Suche nach dem Fort fuhr ich durch die Stadt. Es war ein höllischer Verkehr dort und alle kamen sie mir entgegen. Niemand schien in meine Richtung zu wollen aber ich befand mich auch in keiner Einbahnstrasse oder so. Beide Spuren waren voller Fahrzeuge und alle fuhren sie auf uns zu. Ich kämpfte mich durch und versuchte alle Spiegel dran zu lassen, als sich plötzlich ein Polizist vor uns stellte. Er winkte mich an die Seite und öffnete meine Tür. Ich solle aussteigen, deutete er mir an.

Es war fast dunkel und ich hatte einen langen Tag hinter mir, war also auch etwas angespannt, da macht man solche Faxen besser nicht mit mir. Ich riss ihm die Tür aus der Hand und knallte sie wieder zu. Ich werde nicht aussteigen, deutete ich ihm darauf an. Mit dem Zeigefinger tippte ich auf ein Prospekt und schrie ihn an, dass ich dort hin wollte. Ein paar Passanten hörten meine lauten Worte und halfen als Übersetzer und Schlichter.

Den Weg hatten sie mir schnell erklärt und ich kämpfte mich weiter mit Mammut durch das Gewirr. Es war stock duster, als wir den Berg zum Fort hoch fuhren. Auf halber Strecke stand dort eine kleine Blechdose in Form eines Taxis. Ich bat dem Fahrer mir zu folgen und oben angekommen, brachte er uns auf einen sicheren Parkplatz einer Moschee, nur 500m vom Fort entfernt.

Die Nacht begann und auf dem Rücksitz der Blechdose klapperte ich den Berg wieder hinunter. Der Fahrer brachte mich in ein Restaurant, wo es leckeres Mushroom Paneer Masala mit Butter Naan gab, was zu meinem Favorit in Indien wurde. Es schmeckte überall super. Er holte in der Zwischenzeit ein paar Bier für mich und wir knatterten wieder zurück den Berg hinauf.

Um 20:30Uhr begann nämlich die Light & Sound Show in Englisch am Fort, die ich mir doch unbedingt ansehen sollte. Sie war wirklich gut gemacht. Es wurde die Geschichte des Fort erzählt, wie der Ton von einem Film und das Fort selbst dabei mit allerhand Lichteffekten beleuchtet. Der Taxifahrer wartete so lange auf mich und brachte mich darauf noch die 500m zurück zu Mammut.

Um 8:00Uhr machte ich mich am nächsten Morgen auf zu der Besichtigung. Ein junger Kerl bot sich als Guide an und ich willigte nur mit der Voraussetzung ein, dass er mich anschließend noch begleitet und aus der Stadt bringt. Das tat er dann auch und kehrte allein zurück.

Das Fort sieht von außen riesig aus, mit einer Zuwegung für Elefanten und einer für Pferde, hat innen aber nur wenig Räume. Diese liegen zum Teil sogar unterirdisch mit einem Belüftungssystem. Haben Klangakustik-Decken für Gesangstunden und zum Teil Gegensprechanlagen in Form schmaler Schächte. War sehr interessant zu sehen, was die sich schon früher so alles einfallen ließen.

GWALIOR:












Am Nachmittag erreichten wir Agra und es war mal wieder kein Parkplatz ausgeschildert. Dafür aber die Eingänge Ost und West zum Taj Mahal. Das die Schilder über der Strasse nur für Fußgänger angebracht waren merkte ich, als die „Strasse“ nur noch 3m breit zwischen den Häusern verlief. Ein erneutes Mal musste jeder Anlauf auf den Millimeter sitzen, denn ein Zurücksetzen wäre unmöglich gewesen.

Es gelang mir nach ewiger Zeit Mammut ohne Beschädigungen an ihm selbst oder an dem was ihm im Weg stand durchzuschleusen. Wir erreichten „gate east“ wo uns mitgeteilt wurde, dass wir wieder umdrehen und den gleichen Weg zurückfahren durften, denn Parken wäre dort nicht erlaubt. Ich hätte den Vogel von Typ erschlagen können.

Ein anderer Typ bietete sich an mich zu begleiten, um Mammut auf den Parkplatz vor dem Geschäft seines Bosses zu bringen. Für 200,-RP Gebühr, könnte ich ihn dort stehen lassen. Er hat so schrecklich genuschelt, dass ich ihn jeden Satz dreimal wiederholen lassen musste. Dort geparkt rief er mir ein TukTuk, dass mich zum Taj Mahal brachte und dort nach vereinbarter Zeit auch wieder abholte.

AGRA:




Mit Hilfe eines Guides kam ich dort an der Touristenschlange vorbei und liess mich von ihm die wichtigsten Fakten erzählen. Ich fragte anschließend nach der Höhe seines Honorars, worauf er mir 975,-RP nannte.

Das wäre aber ganz schön viel sagte ich ihm und er antwortete, dass dies aber nunmal so üblich wäre. Ich drückte ihm darauf 500,-RP in die Hand und sagte, dass dies bei mir so üblich wäre und ging meines Weges.















Mit dem TukTuk ging es dann weiter zum Red Fort. Jede Menge Touristen verjagten mich dort aber ganz schnell wieder.








Bei Mammut wieder gelandet, bekomme ich genuschelt, dass ich dem Boss sein Schneidergeschäft zum Dank seines zur Verfügung gestellten Parkplatzes noch besuchen sollte. Es würde ja auch nicht lange dauern und nur gucken kostet ja nichts bla bla bla. Ganz schnell drückte ich ihm einen Tausender in die Hand für TukTuk, Parkplatz und seine Hilfe und war in der Fahrerkabine verschwunden.

Zur Abendzeit rollten wir durch das Stadttor von Fatehpur Sikri. Dort gab es sogar einen großen Parkplatz, von dem aus kleine Busse die Besucher zum Palast und Tempel brachten. Gerade ausgestiegen, kam eine Horde Kinder angelaufen, der jüngste vielleicht fünf mit Kippe im Mund. Ihr Chef ein Teenager unterbreitete mir das Angebot für unschlagbare 1.750,-RP Mammut mit seiner Truppe auf Hochglanz putzen zu wollen.

Ich lachte ihn aus und nach vielleicht 200m Fußweg war sein Angebot schon auf 300,-RP gefallen. Das nahm ich dann an, versprach sogar 400,-RP zu geben, wenn sie wirklich gute Arbeit verrichten würden. Da ich aber nur noch zwei Hunderter in der Tasche hatte, benötigte ich zuvor noch einen ATM, den ich nach seiner Aussage auch auf dem Gelände finden würde. Kaum hatten sie sich verdrückt um an die Arbeit zu gehen, kam ein neuer Typ.

Seinen Shop Nr.32 sollte ich doch unbedingt besuchen, was ich bei meiner Rückkehr auch machen wollte, wenn er ein Eis für mich da hätte. Einen ATM gebe es dort nicht, teilte er nach meiner Frage danach mit aber bei ihm könnte ich ja auch mit Kreditkarte bezahlen. Na gut sagte ich, dann bezahle ich nachher mein Eis damit.

Der Eintrittspreis für den Palast betrug 260,-RP, der Tempel war aber kostenlos zu besichtigen. So gab ich dem Busfahrer noch zehn von meinen zweihundert Rupees ab und nahm platz.



FATEHPUR SIKRI:




Beim Palast angelangt, machte ich davor ein paar Bilder von Steinmetzen die dort ihre künstlerische Arbeit verrichteten. Die anderen kauften unterdessen ihre Tickets. Ich folgte der Horde, da ich den Weg nicht kannte und stand plötzlich im Palast. Das ich keine Karte hatte, war niemanden aufgefallen.

In der Tempelanlage bot sich dann wieder einer als Guide an, dem ich darauf erklärte, dass ich wirklich kein Geld hätte. Er lachte nur und sagte zu mir: „Welcome to India!“



Der Palast:









Der Tempel:











Sichtschutz aus Marmor:







40km langer unterirdischer Fluchttunnel:








Shop Nr.32 hatte bei Rückkehr kein Eis für mich aber sein Kumpel ganz in der Nähe. Es kämen wohl längst nicht mehr so viele Touristen dort hin und viele Geschäfte hatten schon schließen müssen aber auch an mir hatte er mit seinem Krimskrams leider kein Geld verdienen können. Mein versprochenes Eis, hatte ich aber gegessen.




Nun wartete aber noch eine Putzkolonne auf mich, die ich nicht bezahlen konnte. Mit dem Chef der Bande fuhr ich durch die Stadt aber als der dritte und letzte ATM ausser Funktion war, mussten wir aufgeben. Er hatte ja gelogen mit dem ATM auf dem Gelände und so selbst Schuld gehabt. Ich gab ihm aber alles was ich noch hatte und Mammut glänzte nun nicht für die von ihm angebotenen 1.750,- sondern für die von mir erhaltenen 170,-RP.

Ich fuhr noch weiter an diesem Abend und fand in einem anderen Ort noch einen ATM ausser Funktion und musste die Fahrt vor einer Mautstelle beenden, da ich zahlungsunfähig war. Weder Dollar noch Kreditkarten wurden akzeptiert. Zuvor hatte ich versucht auf einer Nebenstrasse ein ruhiges Plätzchen zu finden, als das halbe Dorf angerannt kam und mir zurief: „Moslem, Moslem...“

Oh je, dachte ich und legte schnell den Rückwärtsgang ein. Sie waren aber schneller und wollten, dass ich an der Seite parke. Mammut lief aber nicht mehr richtig an, wenn ich ihn mit heißen Motor startete und ging sofort aus, wenn ich den Fuß vom Gas nahm, so auch hier.

In Schrittgeschwindigkeit und ständigen Tritten auf das Gaspedal, versuchte ich der Horde zu entkommen die da schrie: „Moslem, Moslem...“ Aber zum Glück wollte auch Mammut nicht bleiben und brachte mich wieder zurück auf die Bahn.

Den Morgen danach wendete ich Mammut jedenfalls direkt vor der Mautstelle, wo es keinen Mittelstreifen gab und fuhr zurück in den nächst größten Ort. Dort wurde ich fündig und konnte meine Reise mit Geld in der Tasche weiter fortsetzten.


Dies unter dem Gebrüll eines russischen Panzers, denn Mammut hatte auf der rechten Seite ein flexibles Rohr verloren, dass den Krümmer mit dem Auspuff verbunden hatte. Nun erschraken die Leute gleich zweimal, erst von dem Lärm und dann weil sie auf der rechten Seite keinen Fahrer sehen konnten. Viele große Augen blickten mich an und Finger zeigt auf mich.

In der Kabine war der Lärm erträglich nur lief Mammut ja nicht mehr richtig an, wenn ich ihn nur kurz ausmachte, da die Abgasklappen klemmten. So liess ich ihn auch beim Tanken weiter laufen, das zweite Mal in Indien dann für nur 0,69€/L.

Vollgetankt ging die Fahrt weiter nach Jaipur, wo ich Mammut gleich am Stadtrand unter eine Betonbrücke fuhr, um nicht wieder irgendwo in der Stadt stecken zu bleiben. Ein junger Kerl kam angelaufen und half mir beim einparken, da die Brückenfeiler abgeschrägt waren und er erkannte, dass ich schlecht gleichzeitig nach oben wie nach hinten sehen konnte.

Gerade ausgestiegen, kam der nächste dazu. Ich sollte ihn zu einem Büro auf der anderen Strassenseite begleiten. Dort angekommen saß ein Pascha mit Vollbart und Turban hinter seinem großen Schreibtisch. Laljee S. war ein Finanzhai, der Kohle für den Kauf von Fahrzeugen oder Häuser verlieh.

Er hatte mich durch sein Schaufenster beobachtet und holen lassen. Ich setzte mich vor seinem Tisch und bekam Wasser und Tee gereicht. Laljee war ein vielgereister Mann und wir unterhielten uns über Thailand, England und auch Afrika.

Er wollte mir helfen, mich in der 5Mio.-Stadt zurecht zu finden und rief mir ein TukTuk. Nachdem er den Fahrer von 500,- auf 300,-RP runtergehandelt und ihm ausdrückliche Instruktionen gegeben hatte, verabschiedete ich mich und wir düsten los. Mammut liess er bis zu meiner Rückkehr von einem seiner Leute bewachen.

Nachdem der Palast der Winde besichtigt war, ging es zum
Stadtpalast und anschließend in ein Restaurant. Mein Geld war nach dem Tanken wieder knapp, darum sorgte ich diesmal rechtzeitig mit Hilfe des Fahrers auch noch dafür und gab ihm dann auch seine gewünschten 500,-RP davon ab.

JAIPUR:

Der Palast der Winde:











Der Stadtpalast:



    










Laljee gab mir den Tip auf meinem Weg noch den religiösen Ort Pushkar zu besichtigen und so steuerte ich diesen an. Kurz davor übernachtete ich auf einem Hügel und legte die letzten Kilometer erst am nächsten Morgen zurück. Pushkar ist nur ein kleines Nest um einen Tümpel, in einer Art Wüstengebiet, hat aber einen 5000Jahre alten Hindu-Tempel. Busse weise werden die Touristen dort hingekarrt und die Einwohner versuchen an deren Geld zu kommen.

Von Anfang an hatte ich ein schlechtes Gefühl und es gab mir recht. In Zeitungspapier eingewickelte Blüten hatte ich in der rechten Hand durch den Tempel zu tragen, um eine davon dem Meister zu überreichen, worauf ich von ihm eine handvoll Puffreis bekam. Das ich den aus seinen schmierigen Händen nicht essen wollte, wurde nicht gern gesehen, ich tat das Zeug einfach zu den Blüten. Mit diesen weiter in der rechten Hand stapfte ich dann mit meinem Aufpasser zum Teich. Dort sollten die Blüten dann ins Wasser, zuvor kamen sie aber erst einmal auf einen Silberteller.

Ich wollte den Kram nur loswerden und stieg die Treppen zum Flussufer runter. Dabei wurde ich aber ermahnt doch etwas langsamer zu gehen. Fast die Blüten schon in den Teich geworfen, hielt mich mein Aufpasser und ein anderer Meister davon ab. Was ich denn da machen würde, dass ginge doch nicht. Erst müsste ich doch mit dem Meister auf einem Teppich knien und beten.

Da war Feierabend für mich und ich brach den Quatsch ab. Da sie mir den Teller nicht abnehmen wollten, ich die Blüten aber auch nicht in den Teich schmeißen durfte, stellte ich ihn einfach auf den Teppich. Der Meister flippte aus und ich hatte sofort zu verschwinden.

Genervt von der Vermarktung einer so alten Religion versuchte ich zu ergründen, warum es nicht möglich war, dem beizuwohnen, es erklärt zu bekommen, ohne so zu tun, als wäre man ein Hindu, bekam aber keine vernünftige Antwort von ihnen.

Der Aufpasser wollte dann aber noch Geld für seine Familie von mir. Ich sagte ihm, dass dies die anderen Touristen hätten und er es von ihnen holen müsste. Ich kämpfte mich zurück durch die Ramschbuden und verschwand ganz freiwillig wieder.


PUSHKAR:













AJMER - UDAIPUR - PUNE:


Noch am gleichen Tag erreichte ich Udaipur. Wie Jaipur ist auch diese Stadt sehr modern, sauber und verfügt über gute Lokale und Geschäfte. Außerdem sehr gut gefallen hat mir die Stadt Pune. Nur der Verkehr war dort mit Mammut eine ziemliche Herausforderung. Ein negatives Beispiel dagegen wäre Belgaavi. In Udaipur ging ich noch essen, fuhr einmal durch die Stadt und suchte dann die Natur.

Am Abend darauf suchte ich Bier und fuhr dafür in eine kleine Stadt. Kilometer weit war die Strasse an beiden Seiten zu gebaut und ich konnte weder halten noch wenden. Eine Stunde war vergangen, als ich endlich wieder rausfahren konnte. Ich hielt an einer sehr belebten Stelle und machte mich auf die Suche nach dem Stoff. Eine gefühlte Ewigkeit später fand ich endlich jemanden der helfen konnte. Er schickte mich zu einem kleinen Kiosk.

Es gab dort welches und ich langte natürlich zu. Acht 650ml-Flaschen schleppte ich darauf in Mammut. Einen ruhigen Platz für die Nacht gefunden, öffnete ich die erste Flasche und setzte an. Irgendwie schmeckte es komisch und ich sah aufs Etikett wo ich die Worte las: NON ALCOHOLIC, was für ein scheiss Tag! Am nächsten kaufte ich gleich zehn Flaschen, mit Alkohol.

In Indien gefiel mir die wenige Polizeipräsenz sehr gut. Wenn ich mit Mammut in Städten auf Strassen fuhr, die für LKW eigentlich verboten waren und ein Polizist auf seiner Pfeife trillerte und versuchte mich raus zu winken, konnte ich ihn einfach freundlich grüßen und weiter fahren. Zu Fuß hätte er mir eh nie folgen können.






























Über Gandhinagar und Bharuch fuhr ich weiter nach Dhule, um von dort aus zu den Ellora Caves zu gelangen. Es war der 15.12.2014 und ich polterte schon den halben Tag in Schrittgeschwindigkeit über übelste Pisten, als ich ca. 5km vorm Ziel endlich auf eine befahrbare Strasse gelangte. Mehr als 50km/h waren durch den Verkehr auch dort kaum drin aber immer hin. Ich überholte ein paar Fahrzeuge und übernahm die Polposition.

Keine 1000m vor den Caves gab es einen entsetzlichen Knall, da Mammut wieder abgehoben war und auf die Fahrbahn krachte. Ich hatte weder einen Hügel, noch ein Loch oder sonstiges gesehen. Wie aus dem nichts, auf gutem Belag, brachte irgendetwas ihn bei 60km/h zum Fliegen. Direkt an der Sehenswürdigkeit, die letzte vor meinem eigentlichen Ziel GOA (noch 700km) fiel die Ölnadel auf Null. Die Ölwanne war erneut auf das
Differenzial gekracht und gebrochen, 17Liter Öl auf der Strasse verteilt.

Ich parkte Mammut noch schnell auf eine Einfahrt ca. 500m hinter dem eigentlichen Eingang und fing an mich zu betrinken.


ELLORA CAVES:




Den Tag darauf liess ich mit schwerem Kopf erst einmal ruhig angehen und machte mich gegen Mittag auf, um die Caves zu besichtigen. Ob ich vor Weihnachten noch Goa erreichen würde oder überhaupt, war mir an diesem Tag völlig egal. Ich lief die 500m zurück zum Eingang, vor dem ich dann dieses Schild hier fand:




Das konnte nur ein schlechter Scherz sein oder die Strafe dafür, dass ich in Pushkar nicht auf dem Teppich knien wollte und die Blüten nicht ins Wasser warf. Die Leute die vorm Tor standen wussten längst das ich der mit dem LKW auf dem Hügel war und sprachen mich an. Ich bat darum einen Mechaniker zu rufen, der keine 10min später auf seinem Roller schon angerauscht kam. Natürlich der beste aus dem Ort.

Lee, der eigentlich Anis heißt, bot sich als Dolmetscher an. Er arbeitete eigentlich in einem Shop bei den Caves, hatte ja aber an diesem Tag nun frei. Zu dritt machten wir uns gleich daran die Ölwanne zu demontieren. Dies getan, besorgte Lee uns erst einmal etwas zu Essen und der Mechaniker machte sich auf, um seinen eigentlichen Auftrag für diesen Tag zu erledigen. Irgendwann musste Lee auch gehen und ich verbrachte die Zeit mit lesen und wartete auf die Dinge, die da kommen mögen.




Sie kamen am nächsten Morgen in Form von Lee und dem Mechaniker. Mit Ölwanne und Geld bestückt, machten sie sich gemeinsam mit einem TukTuk auf in die nächste Stadt (Aurangabad) um sie dort löten zu lassen und neues Öl zu besorgen. Ich besichtigte während dessen die Ellora Caves. Hier hatte ich mal mitgezählt, acht Leute sprachen mich an, um mit mir ein Foto machen zu dürfen, eine Vielzahl mehr, hat mich einfach nur aus sicherer Entfernung fotografiert. Indien ist toll da bin ich ein Star. Von der witzigsten Truppe habe ich im Gegenzug auch ein Bild gefordert.















Als ich von den Caves zurückkehrte, warteten die beiden schon an Mammut auf mich. Wir montierten die gelötete Ölwanne wieder, kippten 15Liter - 15 W40 rein und beendeten den Tag nach erfolgreichem Startversuch. Mit 178,-€ war diese Reparatur knapp 1.000,-€ günstiger als die in China aber sie war auch nicht in der Nacht bei -10°C auf 5048m Höhe.






Es war nun der 18.12.2014 und ich hatte nur noch ein Ziel im Kopf: GOA = 700km. Die Städte Aurangabad, Ahmadnagar und Pune lagen nach ca. 250km und 8h Fahrt schon hinter uns und wir waren auf dem GOA-Highway unterwegs wie die Einheimischen die NH4 liebevoll nennen. Und mehr als eine Landstraße war es auch nicht. Erst ca. 150km hinter Pune begann eine Schnellstraße, ein zweispuriger „expressway“.

Den sollten wir an diesem Tag aber nicht mehr erreichen. Die Sonne war längst unter, wir kämpften uns gerade einen Berg hinauf, als ein Schlagloch kam, das rechte Vorderrad hinein knallte und die Ölnadel erneut zu sinken begann. Die Ölwanne war wieder hin. Den Gipfel konnten wir gerade noch überwinden und rollten dann den Berg hinunter bis zu einer Einbuchtung. Dort ging ich diesmal ohne mich zu betrinken sofort schlafen.

Am Morgen schüttete ich die letzten 3Liter Öl rein, die ich noch dabei hatte und fuhr mit Mammut ein paar Kilometer weiter an eine Tankstelle. Hier wollte uns aber keiner helfen. Ich zeigte ihnen den Defekt und bat einen Mechaniker zu rufen aber sie erzählten mir nur, dass ich einen Kilometer weiter fahren sollte, wo irgendetwas auf der rechten Seite sein sollte, was ich nicht verstanden habe. Wütend fuhr ich schnell weiter, denn das Öl lief ohne Unterbrechung aus der Wanne.

Zwei Fahrspuren auf jeder Seite und da sich der Ort meines Interesses auf der rechten befinden sollte und ja Linksverkehr herrschte, hiess das mal wieder als Geisterfahrer mit Warnblinkanlage den Verkehr entgegen zu fahren. Als aber nach zwei Kilometern immer noch gar nichts auf der rechten Seite auftauchte, fühlte ich mich etwas verarscht. Um nicht am Ende noch mit einem Kolbenfresser in entgegengesetzter Fahrtrichtung auf der zweispurigen Bahn liegen zu bleiben, retteten wir uns in eine Sackgasse auf der rechten Seite.

Ich ging zu Fuß weiter und kam kurz darauf zu einem Hotel. Auch hier sprach keiner ein Wort Englisch aber ich hatte ein Bild von der Ölwanne dabei und sie verstanden mein Problem und noch viel besser, sie riefen mir einen Mechaniker. Mardi kam auf seiner alten Maschine an geknattert und fuhr mit mir zu Mammut.




Ohne Umschweife machte er sich ans Werk. Die Demontage dauerte ca. 3h und mit der Wanne unterm Arm, fuhr Mardi mit mir auf seiner Maschine zu einem Freund von ihm. Wir liehen uns dessen Auto und fuhren 40km in die nächste Stadt. Dort befand sich im Armenviertel, in einer Wellblechbaracke der Spezialist für solche Arbeiten. Dieser war nicht sehr erfreut über die Arbeit seines Vorgängers, denn die Wanne hatte sich verzogen. Er machte sie immer wieder heiß und versuchte sie so gut es geht zu Richten aber leider nur mit mäßigem Erfolg.

Der eine Schlauch von seinem Brenner ging an eine Flasche, wie ich sie vom Schweißen auch kenne, der andere aber an einen Bottich, in dem er immer wieder irgendwelche Brocken warf, die ordentlich nach Schwefel stanken. Vielleicht war es ja auch welcher, ich habe keine Ahnung. Das stinkende Zeug nahm er jedenfalls so in die Hand, es sah aus wie kleine kantige Felssteine oder Schotter, warf es in den Bottich, drehte ihn dicht und kippte Wasser in eine Kammer außen herum. Mit dem Brenner schmolz er dann den Lötzinn. Ich glaube das nennt sich Hartlöten.

Als er fertig war spazierten wir gemeinsam durch das Barackenviertel, tranken in einer der wiederwertigsten von denen noch einen Tee und kehrten zurück, als die Wanne abgekühlt war. Noch nebenbei erwähnt, der Schweißer war wesentlich ordentlicher, sauberer und gepflegter in seiner Erscheinung, als der Koch. Das war eine Lebenserfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Das Fett triefte dem Koch aus den Haaren und mischte sich mit dem dreckigen Schweiß im Gesicht. Die Kleidung nur noch speckige Lumpen. Hände und Nägel wie ein Feldarbeiter. Ein paar Holzlatten und Wellblech bildeten den Gastraum, am Boden nur Erde. Alles an Getier was krauchen und krabbeln kann lebte dort drin, zusammen mit einem Schwarm Fliegen. Ich kann einiges ab aber das Glas mit dem Tee dort in den Mund zu nehmen, kostete mir ziemliche Überwindung.

Mardi kam von seinen Erledigungen kurz darauf wieder und wir fuhren zurück. Um ca. 19:00Uhr war er mit seiner Arbeit fertig, 15Liter-15 W40 wieder aufgefüllt und wir machten den Probelauf. Zu meinem Entsetzen viel dieser aber negativ aus. Der Schweißer hatte gute Arbeit gemacht, unten war alles dicht aber da die Wanne verzogen war, bekam sie beim anziehen der Schrauben auf beiden Seiten jeweils einen neuen Riss. Aus diesen lief nun das Öl und das Bier in meinen Hals, denn jetzt begann ich mich zu betrinken.





Mardi gab aber noch nicht auf. In die Risse schmierte er Dichtmasse, die sich bei Hitze ausdehnt und spachtelte darüber eine andere Zweikomponenten-Masse, die nach ein paar Stunden hart wie Metall wird. Aus dem Rausch am Morgen erwacht, klopfte Mardi schon kurz darauf an Mammut. Der erneute Probelauf stand an. Der Motor lief und wir glotzten gespannt unter ihm auf den Asphalt. Kein Tropfen viel zu Boden, was für eine Freude. Ich montierte zwischendurch noch Tweety. Er bekam die verantwortungsvolle Aufgabe den Spiegel zu beschützen.




20.12.2014 noch 444km bis GOA. Mardis Reparatur samt Schweißer, Öl, Dichtmasse und geliehenem Auto kam diesmal sogar nur 131,-€. Wir schlichen los, ganz vorsichtig, den Blick fest auf die Fahrbahn gebannt. Jede Bodenwelle, jede Unebenheit, jedes Loch, gleich unser größter Feind. Nach 50km wurde die Bahn richtig gut und erst nach weiteren 250km wieder übelst schlecht. Wir schafften es noch bis ca. 120km vorm Ziel und beendeten den Tag in voller Zufriedenheit und ohne Ölverlust kurz nach dem Dunkel werden in der Natur mit wilden Affen.

21.12.2014 kurz nach der Mittagszeit, 26.948 langen Kilometern und 173 abenteuerlichen Tagen, erreichten wir das ersehnte Paradies. Um 16:22Uhr blickte ich das erste Mal auf das Arabische Meer und nur wenig später auf den Beach von Agonda. Dort wurden wir erwartet, denn Anja & Wolf waren schon da. Die Freude war riesig, denn weder sie noch ich wussten, ob ich es vor Weihnachten noch schaffen würde. In Windeseile war die Hängematte gespannt und das Vordach aufgebaut und wir feierten das Wiedersehen.

GOA:




















Am 21.02.2015 nach genau 8Wochen am Meer, begann ich die Zelte wieder abzubrechen. Das Thermometer stand im Februar nun schon jeden Tag bei mind. 35°C und es wurde Zeit, Indien Richtung Norden zu verlassen.




Die zwei Monate am Agonda-Beach vergingen schnell. Das Leben dort war günstig und bequem. Per Kleintransporter wurde uns sogar das Bier Kartonweise und das Trinkwasser in Gallonen direkt an den Strand gebracht. Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten gab es reichlich ganz in der Nähe und der Pool (das Arabische Meer) lag direkt vor unseren Füßen. Stehen konnten wir "for free" dort.




Drei Tage nach meiner Ankunft feierte ich zusammen mit all den anderen Overlandern dort erst einmal das Weihnachtsfest. Dafür kauften wir ein paar Kilogramm vom feinsten abgehangenen Rinderfilet, das keine 4,-€/kg gekostet hatte und legten es ordnungsgemäß in Marinade ein, um es anschließend scheibchenweise auf den Grill zu packen. Dazu machten die Frauen Salate nach Rezepten aus der ganzen Welt.




Darauf folgte die Silvesterparty und am 02.01. Ronalds Geburtstag, der mit seiner Frau Rini (ganz rechts im Bild) als einziges nicht deutsches Paar nach fünf Jahren Fahrt den Weg von Holland nach Agonda in Goa gefunden hatte.




Am 13.01. feierten wir dann meinen Vierzigsten an dem ich mir die letzte Flasche Cabernet Sauvignon gönnte. Sie ist mit mir durch 15Ländern gereist, wurde durch den Iran geschmuggelt, um an diesem Tag in Goa meinen Gaumen zu verwöhnen. Aber auch das Kilogramm selbstgemachten Honig, den ich vom lieben Heiner aus der Heimat mit auf den Weg bekommen hatte, war in Goa noch nicht alle und verwöhnte mich so noch in den Morgenstunden.





Zwischen diesen Tagen lagen aber noch einige Grillabende mit Lagerfeuer, Gesang und Gitarrenspiel.










Kurze Zeit später bekam ich Besuch aus Deutschland. Mein Fanclub in Form meiner Cousine und ihres Freundes war nach Goa angereist. Sie brachten mir viele Leckereien und Geschenke aus dem Heimatland mit. Gemeinsam unternahmen wir ein paar Motorradtouren, mit einem Boot eine Angeltour, besuchten eine House-Party,  machten ein Fisch-Barbecue und lagen faul am Strand herum.











Dieter, der Erfinder des legendären „Agonda-Dieter-Cocktails“ eine frisch aufgeschlagene Kokosnuss aufgefüllt mit „Old Monk“ (einem braunen indischen Rum) und Strohhalm serviert, wurde von allen Overlandern einstimmig zum Bürgermeister von Agonda gewählt. Er bescherte uns auch mit einer Einladung zum Essen, wo er uns die deutsche Küche in Form von Rinderbraten mit Kartoffeln, Rotkohl und Soße an den Strand von Agonda brachte. Nach sechsmonatiger Abstinenz oder mehr, war das für uns ein zweites Weihnachtsfest. Links neben mir im ersten Bild, der Bürgermeister:



Im Gespräch mit dem Bürgermeister, Herrn Agonda Dieter:




Zu meiner Rechten mit Blick auf das Meer, campte ein Herr namens Ramon mit seiner Frau und ein Teil ihrer Belegschaft. Er war aus königlichem Hause, lebte im Norden des Landes und verbrachte die Wintermonate jedes Jahr am Agonda-Beach. Er und sie hatten noch nie in ihrem Leben arbeiten müssen, waren ca. 60Jahre alt und luden uns des öfteren zum Essen ein. Diese Abende endeten erst, wenn man vom Stuhl gefallen war, so lange hatten die Diener nachzuschenken und ein Nein wurde von keinem akzeptiert.




Ramon war sehr lustig, trank am Tag aber selbst zwei Flaschen Wodka, was auch die Härtesten von uns in die Knie zwang. An einem Abend kamen seine Brüder mit der Enkelin vom König aus Nepal dazu und er ließ ein benachbartes Restaurant schließen, um deren Mobiliar direkt an das Meer schleppen zu lassen. Dort wurden noch Kerzen in den Sand gesteckt und vom Personal des Restaurants liess er dann ein Barbecue veranstalten.

Die Diener hatten es nicht leicht, der Weg durch den weichen Sand vom Beach war weit und anstrengend aber wir wurden mit gutem Essen und reichlich Getränken verwöhnt und dachten unseren Teil dabei. Dieser Abend endete noch übler als sonst für mich, da die älteren Herren aus königlichem Hause  zwar genauso betrunken waren wie ich aber nicht mehr in der Lage waren selber ihre Joints zu drehen. So ließen sie mich nicht gehen, ich sollte unbedingt bleiben, bauen und natürlich mit jedem das Ding auch rauchen.

Als dann wirklich keiner mehr konnte, schleppte ich noch meinen Nachbarn zur Linken durch den weichen Beach-Sand nach Hause und schlief etwas benebelt mit einem breiten Grinsen im Gesicht irgendwann ein.



Mit Susi unternahm ich natürlich auch noch einige Touren, darunter auch nach Ankola, was weiter südlich in Indien liegt.
Hier ein paar Bilder davon:


AGONDA BEACH







OLD GOA




COLA BEACH



FORT OF RAMA



ANKOLA BEACH














Es wurde aber auch gearbeitet am Beach von Agonda! Mein Problem mit der Ölwanne galt es zu lösen und so wurden zwei indische Mechaniker angeheuert, die an Ort und Stelle die vorderen beiden Federpakete aus dem Magirus holten. Die einzelnen Lagen aufgesprengten (per Hammerschläge wieder rund machten) und durch jeweils zwei neue Lagen zusätzlich verstärkten. Danach stand Mammut wieder hoch in den Federn und ein Durchschlagen dieser war vermindert, sodas die Ölwanne nicht mehr auf das Differenzial knallen konnte.









Dank Indiens günstigen Preisen, war ich danach inkl. Material nur 275,-€ los und Mammut fast wieder reisetauglich aber leider nur fast. Es störte noch sein Armylook, der mich im Iran dank ständiger Kontrolle so um manchen Schlaf gebracht hatte und da wollte ich ja noch einmal hin. Das noch nicht schlimm genug, hieß das nächste Ziel erst einmal Pakistan und keiner von den anderen Overlandern, wollte mich mit Army-Mammut durch das Land begleiten. Der Entschluss stand schnell fest, Mammut brauchte ein Face-lifting! Nach einigen Runden Bier kamen auch schon die ersten Ideen:






Für Pakistan so wurde uns aber mitgeteilt, waren es wohl nicht die Richtigen. Es eilte von allen Seiten Hilfe herbei und bis spät in die Nacht malten die Künstler was ihrer Inspiration entsprang, mit wenigen Farben auf Mammuts Gewand.





Am Morgen danach, das vollbrachte Werk, Pakistan tauglich:








Eine Poolparty gab es am 18.02.2015 auch noch in Agonda. Felix hatte erkannt, für was die Löcher in seiner Luftmatratze gut waren. Sie dienten als Getränkehalter und mit Joint, Drink und Musik, nahm die Party ihren Lauf. ;-)





Kurz vor der Abreise und verlassen des Strandes, bekam Susi noch etwas Pflege (für 1,50€)...



...und ich lud mir noch das neuste Update für mein GPS herunter oder besser, eine spezielle Software des Herstellers spielte dieses direkt auf das Gerät und siehe da, es funktionierte nichts mehr! Einen ganzen Tag lang versuchte ich das Gerät wieder zum Leben zu erwecken aber leider ohne Erfolg. Es wurde vom Mac nicht mehr erkannt und es liess sich auch kein Reset mehr durchführen.

Ich bat Garmin (den Hersteller) über den Support um Hilfe und erhielt prompt folgende Antwort: „Bitte senden Sie das betreffende Gerät bzw. Zubehör zur Überprüfung durch die Kollegen im technischen Service von Garmin Deutschland ein. Die hierfür benötigten Unterlagen lassen sich auf unserer Internetseite unter … anfordern.“ Ha, ha!

Natürlich schrieb ich sofort zurück und erklärte ihnen, dass ich zur Zeit in Indien wäre und gerne wieder nach Hause finden würde, ihr Update Fehler enthielte und ich doch dringend ihre Hilfe bräuchte aber die Drecksäcke blieben dabei! Was für eine Enttäuschung, was für ein Scheißladen!



















Indien in Feierlaune, zur Zeit des Holi-Festes:






Nun hatte ich weder das GPS-Gerät noch Karten zur Verfügung und schloss mich einem deutschen Paar an, um den Weg durch Pakistan zu finden. Ein paar Tage lang jagten wir gen Norden von Indien, um dort den einzig offenen Grenzübergang nach Pakistan zu passieren. Die letzte Nacht verbrachten wir kurz vor diesem in der Stadt Amritsa, wo ich noch den goldenen Tempel in Augenschein nahm.

AMRITSA:






Nach dem Selfpic war mir auch klar, warum die Leute mich so komisch ansahen, musste ich doch meinen Hut gegen ein Kopftuch tauschen, um das Gelände betreten zu dürfen:




Nachdem die Pässe am Morgen registriert waren, rollten wir ins Grenzgebiet ein. Es glich einem Rollfeld, von einem Sportflughafen. Wir waren die ersten Besucher und mit unseren europäischen Pässen, auch wahrscheinlich die Stars des Tages. Angekommen in der Customer-Office, einer Halle, ausgelegt mit Marmorfußboden und runter gekühlt auf arktischem Niveau, hatten wir platz zu nehmen. Längst hatte die Abfertigung geöffnet aber die dazu benötigten Angestellten, hatten sich noch nicht eingefunden.

Schon 30min später kamen zwei davon und nahmen ihre Arbeit auf. Zwei weitere Schalter blieben unbesetzt. Ein Herr mit Gewehr riet uns aber ruhig zu bleiben, denn zuerst wären die Gäste mit Vollbart zu bedienen, zu denen wir leider nicht gehörten. Ob wir nun zu erst da gewesen wären oder nicht. Wir blieben ruhig! Später am Schalter 2 angelangt, legte der Herr Angestellte unsere komischen Pässen erst einmal bei Seite, da ein Herr mit Vollbart und jeder Menge Pässe in der Hand, sich noch schnell vorgedrängelt hatte.

Das konnte dauern und so holten wir erst einmal Winterbekleidung aus unseren Fahrzeugen, um in dem Kühlhaus nicht umzukommen. Warm eingemummelt beobachtete ich den Herrn am Schalter 1, der mit dem Rücken zu uns sass. Sein Laufbursche hatte ihn schon den zweiten Tee gebracht und er war immer noch dabei den ersten Grenzgänger abzufertigen. Windoof wollte ihm an diesem Tag aber einfach mal wieder nicht helfen. Er legte den Pass in seinen Scanner und was machte Windoof darauf, na klar, einfach nichts!

Nach geschätzten 5min wurde der Angestellte, mit fettiger Schmalztolle, im karierten Westdover überm Baumwollhemd mutig und drückte mit der rechten Hand auf den Deckel vom Scanner und was machte Windoof darauf, richtig, immer noch nichts! Per Telefon rief er um Hilfe und zu meiner Verwunderung blieb der Herr vorm Schalter, der auf seinen Stempel im Pass wartete, auch noch ziemlich gelassen dabei. Er schien das Prozedere schon zu kennen. Es kam Jemand aber keine Hilfe.

Nach weiteren geschätzten 10min, wurde der arme alleingelassene Angestellte auf einmal noch mutiger. Er klickte auf das weiße Kreuz im roten Feld und ein Fenster auf seinem Bildschirm schloss sich! Er wuchs über sich hinaus und wiederholte dies bei einem zweiten und dritten. Nun war alles aus! Eine Neuanmeldung hatte zu erfolgen. Login plus Passwort hackte er mit beiden Händen aber jeweils nur mit einem Finger, in das System. Kurze Zeit später öffnete sich darauf ein Fenster auf dem Bildschirm und Windoof gab preis, was sich so lange unter dem Plastikdeckel des Scanners verborgen hatte.

Keine Schweißperle, kein Anzeichen der Nervosität, hatte der Angestellte durchblicken lassen. Nach geschlagenen 30min, gab er dem Herren seinen Pass zurück und zuckte nur leger mit der Hand, der nächste bitte. Es warteten an diesem Tag ca. 25Personen in der Halle, die kaum zu schaffen waren, obwohl sie für ca. 100Personen am Vormittag ausgelegt war.

Das Paar mit den ich reiste, hatte ihr Visum um ein paar Tage überzogen und egal was wir auch erzählten, man wollte sie einfach nicht ausreisen lassen. Sie sollten zurück in die Stadt fahren, das Problem in einem Office klären und am nächsten Tag wieder kommen. Dumm war nur, dass der Angestellte mit unseren Carnet des Passages etwas schneller war, als die Herren am Schalter und diese schon abgestempelt hatte. Nach ewigen hin und her, mussten sie trotzdem zurückfahren und ich verließ das Land allein.

Die Indischen Kontrolleure fingen an Mammut zu durchschnüffeln und nahmen dabei ihre Aufgabe mehr als ernst. Ich blieb wirklich sehr lange ruhig und entspannt, wurde erst laut, als ich noch die Sitzbank von Susi abmontieren sollte. Ob sie nicht selbst wüssten, dass die Drogen in Pakistan viel günstiger wären, als die in Indien. Wozu ich denn dort welche mit hin nehmen sollte und eine Waffensammlung würde ja wohl auch schlecht darunter passen, wo nach sie denn suchen würden, fragte ich sie. Die Antwort war wie üblich, dass sie nur ihren Job machen würden, die Sitzbank aber zu meiner Beruhigung nun drauf bleiben dürfte.

Die Pakistanis hingegen fragten nur ob ich Bier oder Whisky an Bord hätte, was ich fast richtig beantworten konnte. Den Whisky verneinte ich, denn nach Gin, Rum oder chinesischem Korn wurde ja nicht gefragt und die Frage nach dem Bier liess ich gänzlich unbeantwortet. Sie wollten darauf nicht einmal einen Blick ins Fahrzeuginnere werfen, kein Whisky dabei, dann war alles gut und die Stempel knallten auf meine Papiere.


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